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Die Regenbogenbrücke



Es gibt eine Brücke, die den Himmel und die Erde verbindet. Weil sie so viele Farben hat, nennt man sie die Regenbogenbrücke.

Auf der jenseitigen Seite der Brücke liegt ein wunderschönes Land mit blühenden Wiesen, mit saftigem grünen Gras und traumhaften Wäldern. Wenn ein geliebtes Tier die Erde für immer verlassen muss, gelangt es zu diesem wundervollen Ort. Dort gibt es immer reichlich zu fressen und zu trinken, und das Wetter ist immer so schön und warm wie im Frühling. Die alten Tiere werden dort wieder jung und die kranken Tiere wieder gesund. Den ganzen Tag toben sie vergnügt zusammen herum. Nur eines fehlt ihnen zu ihrem vollkommenen Glück:

 

Sie sind nicht mit ihren Menschen zusammen, die sie auf der Erde so geliebt haben.
So rennen und spielen sie jeden Tag miteinander, bis eines Tages eines von ihnen plötzlich innehält und gespannt aufsieht. Seine Nase nimmt Witterung auf, seine Ohren stellen sich auf, und die Augen werden ganz groß. Es tritt aus der Gruppe heraus und rennt dann los über das grüne Gras. Es wird schneller und schneller, denn es hat Dich gesehen! Und wenn Du und Dein geliebtes Tier sich treffen, gibt es eine Wiedersehensfreude, die nicht enden will. Du nimmst es in Deine Arme und hältst es fest umschlungen.

Dein Gesicht wird wieder und wieder von ihm geküsst, deine Hände streicheln über sein schönes weiches Fell, und Du siehst endlich wieder in die Augen Deines geliebten Freundes, der so lange aus Deinem Leben verschwunden war, aber niemals aus Deinem Herzen.

 

Dann überquert ihr gemeinsam die Regenbogenbrücke und werdet von nun an niemals mehr getrennt sein…

(Autor des Originals Paul C. Dahm, Übersetzung von Carmen Stäbler)

 

Und wieder müssen wir Abschied nehmen. Abschied von Dir. Abschied von einer Geschichte ohne ein Happy End, denn das gab es nicht für dich.

Du hattest Husten, der immer stärker wurde. Wir ließen dich untersuchen und man sah eine leichte Veränderung in deinen Lungen. Zu dem Zeitpunkt kam eine Lungenfibrose noch nicht in Betracht. Als die Anzeichen trotz Medikation innerhalb von 6 Tage zunehmend schlechter wurden, eilten wir mit der Bitte, dich nochmals auf den Kopf zu stellen, in die Tierklinik. Lungenfibrose war deine Diagnose.
Das konnte es doch nicht gewesen sein?

Trotz der medizinischen Versorgung und unserer Zuwendung konnte man deine zunehmenden
Atembeschwerden nicht lindern. Es war schrecklich, dich anzuschauen und dir nicht helfen zu können.
In den letzten Tagen hast du tapfer gekämpft, doch deine Kräfte schwanden zusehends.
Die Entscheidung, dich gehen zu lassen, war unendlich schwer, aber es war aus Liebe zu dir und in dem Bestreben, dir weiteres Leid zu ersparen.

Als wir beide an diesem Abend in die Tierklinik fuhren, gab es in diesen Minuten nur uns beide. Du hast mich gesehen, gerochen und meine Wärme gespürt. Doch ich war in Gedanken nicht nur allein bei dir. Ich habe an die Menschen gedacht, die in diesem Moment nicht bei dir sein konnten, die dich genauso geliebt haben wie ich. Die in diesen Minuten in Gedanken bei dir waren.
Mit einer Tube Geflügelwurst an deiner Zunge, deinem Kuscheltier an deinem Rücken und deiner Decke unter deinen vier Pfoten, versicherte ich dir, dass es okay ist loszulassen. Dein Herzschlag ließ nach und dein Kopf senkte sich ganz langsam.


Vor dem Heimweg ins Tierheim, berichtete ich all deinen liebenden Menschen, dass du es geschafft hast und du mit vielen Küssen auf der Stirn eingeschlafen bist.
Jetzt ist es sehr ruhig geworden im Tierheim, denn dein typisches Bellen bei jedem Laut ist nicht mehr da. Dein Zwinger ist belegt von dem nächsten Hund, der ein Zuhause sucht. Leider ist dein Traum von einem neuen Zuhause nicht mehr in Erfüllung gegangen.

Nun darfst du bei deiner Bezugsperson an einem sonnigen Platz auf der Fensterbank deinen Frieden finden.
Wir haben dich lieb und werden dich vermissen, kleiner Milou!

Alle sind nach der Pause aufgestanden, weiter an die Arbeit gegangen. Auch ich wollte gerade aufstehen, dann klingelte das Telefon.
Als ich auflegte, war ich froh, dass ich noch eine Minute länger sitzen bleiben konnte. Ich schaute Richtung Himmel und wusste, dass du genau in diesem Moment deine letzten Atemzüge machtest.
Richtig ausheulen, einmal alles herauslassen, bevor es weitergehen musste. Es tat und tut weh. Vor allem ging es einfach viel zu schnell.

Gestern Abend fuhr ich mit dir mit einem unguten Gefühl in die Tierklinik. Du hattest deine Abendmahlzeit nicht wie sonst aufgegessen und standst ganz freudlos in deinem Zwinger, gucktest mich an, als wolltest du mir etwas sagen.

Nach langem hin und her überlegen, entschieden wir uns gemeinsam in die Tierklinik zufahren.
Du wurdest sofort untersucht und geröntgt.
Beim Abtasten des Bauches zeigtest du deutlich Schmerzen.
Diagnose: Verdickter Darm mit verdickten Darmschlingen - also, Bauchschmerzen?
Ich hatte weiterhin ein ungutes Gefühl und du wurdest nochmals untersucht, aber es wurde soweit nichts gefunden.
Nachdem du ein Schmerzmittel und etwas gegen Übelkeit bekommen hattest, fuhr ich mit dir ”nach Hause“ ins Tierheim.
Ich blieb noch kurz bei dir und deckte dich mit einer kuscheligen Decke, so wie du es mochtest, zu.
Das ungute Gefühl blieb dennoch, auch wenn Jule mehrfach in der Nacht nach dir schaute.

Heute morgen fuhr Nadine ganz schnell mit dir in die Klinik, denn dein Zustand hatte sich in den Morgenstunden verschlechtert. Du hast gezittert und deutlich signalisiert, dass weiterhin etwas mit deinem Körper nicht stimmte.

Nach einem Sono vom Bauchraum war klar:
Darmdurchbruch

Aber das wieso, konnte nur eine Operation beantworten. Du hast deinen Kopf ganz tief in Nadines Arme gedrückt.
Mit genügend Schmerzmittel und Infusion abgedeckt, bliebst du in der Tierklinik.
Die OP folgte kurze Zeit später.
Die Gedanken kreisten den ganzen Tag über nur um dich, warten auf diesen einen Anruf, der uns sagt, es ist doch nur ein Fremdkörper, der sagt, wir können dir helfen. Doch so kam es nicht.
Am Telefon hörte ich im Hintergrund das EKG, dein Herzschlag war ganz deutlich zu hören.
Schlechte Nachrichten: Es ist ein Faust großer Tumor, der die Darmwand durchbrochen hat und nah am Blinddarm angrenzt. Inoperabel.
Zudem ein deutlich sichtbarer Schatten auf der Lunge, Metastasen.
Es war klar, was die nächste Entscheidung sei.

Aufgelegt, liefen die Tränen.
Ein Wind zog auf. Die wehenden Blätter übertönten in diesem Moment jedes andere Geräusch. Es war irgendwie schon fast ganz still.
Ich wusste, dass sie dich in diesem Moment gehen lassen.
Ich dachte in diesen Minuten ganz fest an dich.
Dachte an dein Leben. An deine Augenblicke. An jeden Menschen, der dich wirklich geliebt hat.

Der Zwinger ist jetzt ganz leer. Die Decke, mit der ich dich gestern noch zugedeckt habe, liegt noch in deinem Körbchen. Ich hab’s einfach so liegen gelassen. Ich konnte es einfach noch nicht wegräumen. Dich wegzudenken, ist gar nicht so einfach.
Ziri könntest du jetzt bitte einfach wieder unter der roten Kuscheldecke liegen?

Wir, das Team, unsere Gassigänger:innen und alle, die dich kannten, werden dich schmerzlich vermissen.
Mit deiner dickköpfigen, imposanten und liebevollen Art werden wir dich in Erinnerung halten.
Wir haben dich verdammt lieb.?

Von Mr. Bean, der schon seit August 2022 bei uns im Tierheim auf ein Zuhause wartete, mussten wir uns heute unter Tränen verabschieden.
Er baute plötzlich vor wenigen Tagen ab, ohne greifbare Symptome zu zeigen. Dann von einem Moment auf den nächsten, zeigte er starke neurologische Ausfälle.
Der Verdacht - ein Tumor im Kopf - hat sich leider bestätigt. Ein therapeutischer Versuch scheiterte. Sein Zustand verschlechterte sich stündlich und so sind zwei seiner engsten Tierpflegerinnen Samstag zu ihm in die Klinik gefahren, um ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten.
Unser kleiner Schmuseprinz ist nun auf der anderen Seite des Regenbogens.

Noch nie mussten wir uns in so kurzer Zeit von gleich so vielen Tiefschlägen erholen.

Natürlich machen wir weiter für unsere Schützlinge und alle, die noch kommen werden.